Am Sonntag, dem 22. Jänner, wurde nach langjähriger Tradition, der Sebastiani Bittgang wieder abgehalten. Im Anschluss nach der Hl. Messe in der Pfarrkirche Zirl, begleitet die Schützenkompanie den Hl. Sebastian in Richtung der Pestkapelle oder noch Geistbühelkapelle.
Dort wird durch den Pfarrer Henryk, ein Segen abgehalten zu ehren des Hl. Sebastian. Im Anschluss wird der Hl. Sebastian wieder in die Pfarrkirche gestellt. Danach finden sich die Mitglieder der Schützenkompanie zum gemeinsamen Essen im Schützenheim wieder.
Geschichte der Pestkapelle oder auch "Geistbühelkapelle"
Am östlichen Dorfrand, zwischen dem Weingarten und dem Steinbruch in Zirl, erhebt sich der Geistbühel auf dem die nach ihm benannte Pestkapelle steht.
Der Rundhügel des sogenannten Geistbühels wurde von einem Heimatforscher als ein riesiger Grabhügel gedeutet. Nach ähnlichen Schutt- und Erdkegeln in Oberperfuss und Inzing vermutete man in ihnen Hügelgräber von Fürsten oder Stammeshäuptlingen aus vor römischer Zeit. Heute ist es völlig sicher, dass der Rundhügel eine Gletschermoräne ist.
Eine der bekanntesten Sagen berichtet davon, dass sich zur Pestzeit, Zirler aus Furcht vor einer Ansteckung in die Nähe dieses Hügels geflüchtet hätten. Eines Abends ist ihnen auf diesem Hügel eine Gestalt erschienen, die ihnen laut zugerufen haben soll:
„Iß Kranebitbeer und Bibernell, dann kommt der Tod nicht so schnell“
Das Zirler Volk befolgten diesen Rat, worauf die Pest bald geendet haben soll. Seit dieser Zeit heißt dieser Hügel „Geistbühel“. Zum Dank erbauten die Überlebenden eine Pestkapelle darauf, die im Volksmund heute noch die „Geistbühelkapelle“ genannt wird.
Die Geistbühelkapelle ist in Zirl das einzige noch erhaltene Mahnzeichen aus der Pestzeit. Die im Barockstil erbaute Kapelle ist den Pestheiligen Sebastian, Blasius und Rochus geweiht. Ihr Bau wird um das Jahr 1650 vermutet.
Am schlimmsten hauste die Pest in Tirol zur Zeit des „Dreißigjährigen Krieges“. Allein im Jahre 1634 soll die Pest in Tirol 16.000 Menschen dahingerafft haben. In Zirl sollen ganze Häuserzeilen ausgestorben sein. Die meisten Pestfriedhöfe und Pestkapellen in Tirol stammen daher aus dieser Zeit. Der Zirler Pestfriedhof soll im Bereich der heutigen Sportplatzsiedlung angelegt gewesen sein. Die Menschen dieser Zeit waren dieser Krankheit hilflos ausgeliefert. Allerorts betrachtete man das Auftreten der Pest als Strafe Gottes. Deshalb gelobten sie Bittprozessionen und die Überlebenden errichteten Pestkreuze und bauten Pestkapellen.
Die Pflege der „Geistbühelkapelle“ oblag bis 1938 dem Junggesellenbund. Nach der Auflösung dieses Bundes in der NS-Zeit wurde die Kapelle von der Pfarre und später von Komm.-Rat Karl Reinhart betreut. In der heutigen Zeit betreut die Schützenkompanie Zirl offiziell die Kapelle. Weiters wurde die „Geistbühelkapelle“ im Jahre 2013, aufgrund des schlechten Zustandes der Kapelle, durch die Schützenkompanie Zirl fachgerecht renoviert.
Leider ist außer dem barocken Hauptaltar mit dem Bild der Pestheiligen, Sebastian, Blasius und Rochus und den zwei Flankenbildern, die die Soldatenheiligen St. Martin und Florian darstellen, an Kostbarem in der Kapelle nichts mehr vorhanden. Früher war auf der rechten Seite ein Seitenaltar mit dem Bildnis der schmerzhaften Muttergottes, eine Stiftung des Michael Pämbgartner und wurde 1733 von seinem Nachkommen Daniel renoviert.
Weiters waren früher zwei Büsten, die den hl. Blasius und den hl. Kassian darstellten, vorhanden. Auch die beiden Ölbilder, eines zeigt den dornigen Weg in den Himmel, das zweite, aus dem Jahre 1694, zeigt eine Szene aus dem 30jährigen Krieg, wurden entfernt. Auch das Votivbild aus dem Jahr 1693, das in einem Rondell oberhalb des Kapelleneinganges angebracht war, ist nicht mehr vorhanden. Vielleicht wäre es möglich, das eine oder anderen sakrale Kleinod an die ursprüngliche Stätte wieder zurück zu bringen. (Quelle; waymarking.com)
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