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bis 1647

Die Habsburger als Landesfürsten

 

Die Tiroler Landesfürsten hatten in dieser Zeit öfters Kriege mit den benachbarten Ländern zu führen. Die Stadtstaaten in Oberitalien und hier im besonderen Venedig, wollten sich die Gebiete um Trient immer wieder aneignen. Auch Bayern wollte mehrfach, zumindest Teile des Landes Tirol, das sich aus dem bayerischen Stammesgebiet selbständig gemacht hat, wieder zurückholen. Im Westen des Landes kam es wegen Besitzansprüche mit den Eidgenossen, den Appenzellern und der Graubündner zu so manchem Krieg. Außerdem kam es auch zu Fehden im Inneren des Landes, zwischen dem Landesfürsten und dem Tiroler Adel, die sich seinem Einfluss entziehen wollten. Deshalb wurden neben den Lehenspflichtigen Rittern, vom jeweiligen Landesfürsten, auch immer wieder Bürger und Bauern zum Kriegsdienst aufgeboten.

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1406 erhielt Herzog Friedrich IV., dessen Vater Leopold III. bei der Schlacht bei Sempach gegen die Eidgenossen gefallen ist, die selbständige Regierungsgewalt in Tirol und den Vorlanden (Habsburgergebiete westlich des Arlberges) wurde von seinen Gegnern der Spottname „Friedl mit der leeren Tasche“ gegeben. Er gewährte den Tiroler Bürgern und Bauern im so genannten „Freiheitsbrief“, das Tragen von Waffen und erhalten auch politisch gleiche Rechte wie der Adel und der Klerus. Aus diesem Jahr ist auch das älteste Aufgebotsschreiben des Landesfürsten bekannt. Dieses Aufgebot, wird bei Imst von den Appenzellern in die Flucht geschlagen. Die Appenzeller erbeuten dabei auch gleich, das erstmals erwähnte Banner des Tiroler Aufgebotes.

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1415 wurden diese Spannungen mit dem Tiroler Adel durch die Reichsnacht, die Kaiser Sigmund aus einseitig politischen Gründen über Herzog Friedrich IV., beim Konzil in Konstanz aussprach, ganz besonders groß. Der Herzog musste gegen seinen Bruder und dem im Falkenbund zusammengeschlossenen Adeligen Krieg führen. Die Bürger und Bauern unterstützten dabei „ihren“ Herzog, der diese Auseinandersetzung mit dem Adel, dank ihrer tapferen Unterstützung für sich entscheiden konnte. 1416 Im Friedensvertrag bestätigt Herzog „Friedl mit der leeren Tasche“ dem Gerichtsbezirk Hörtenberg neben anderen Gerichtsbezirken erneut das Tragen von Waffen für alle freien Bürger und Bauern als Lohn für den Beistand im Kampf gegen den im Falkenbund zusammengeschlossenen Tiroler Adel. 1426 „Parzival von Weineck“ muss die Burg „Fragenstein“ an Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche) übergeben, da auch er mit dem im Falkenbund vereinten Tiroler Adel gegen den Landesfürsten gekämpft hatte.

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1431 In diesem Jahr wird der Grundstein für die Sonderentwicklung der Tiroler Landesverteidigung gelegt. Herzog Friedrich IV. (mit der leeren Tasche) besiegt mit seinem Bürger- und Bauernheer den Bischof von Chur in der Fürstenburg im Vintschgau, der vom Ritterheer des Adels unterstützt wird. Die Tiroler Landesverteidigung war ab der zweiten Hälfte des 13. Jahrhunderts bereits in Gerichtsbezirken und Fähnlein (Kompanien) organisiert. Es war bereits festgelegt, in welcher Stärke der „Zuzug“ auszurücken habe und wer für Waffen, Verpflegung und Sold aufzukommen hatte. Das Wort „Zuzug“ wird für die zur Landesverteidigung aufgebotenen Streitmacht verwendet. 1478 scheint auf der Burg Fragenstein folgendes ansehnliche Waffenarsenal auf: 4 Handbüchsen, 23 Hakenbüchsen, 4 Karrenbüchsen (kleine Kanonen) und eine kleine und eine große Steinbüchse (Kanonen).

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Türkengefahr an der Grenze Tirols

 

Seit 1470 trat zur Bedrohung Tirols durch Venedig und den Eidgenossen und Bündnern ein weiterer Feind aus dem Osten hinzu. Die Türken, die bereits in Krain (heute Slowenien) und Kärnten einfielen, waren deshalb auch für Tirol eine ernste Bedrohung. Vornehmlich im Pustertal begann man mit der Errichtung von neuen Verteidigungsanlagen. Die bereits bestehenden wurden zusätzlich verstärkt. Das Tirol von der verheerenden Türkeneinfällen verschont geblieben ist, mag sicher mit dem entschlossenen Ausbau der Grenzverteidigung im Zusammenhang stehen. Die Bevölkerung von Kärnten und der Steiermark hatten beinahe 200 Jahre lang das Morden und Brandschatzen dieser berittenen Horden über sich ergehen

lassen müssen.

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1487 - Erste urkundliche Erwähnung von Zirler Schützen

 

Der an chronischem Geldmangel leidende Erzherzog Sigmund, mit dem ironischen Beinamen „der Münzreiche“ lässt sich 1487 zu einem Angriff gegen die Republik Venedig verleiten. Zunächst nützt der äußerst zwielichtige Tiroler Hofmeister Gaudenz von Matsch das Überraschungsmoment und erobert im Frühjahr das venezianische Rovereto. Da er diesen schnellen militärischen Erfolg nicht weiter nützt, obwohl er, den Landesfürsten zu diesem Krieg gedrängt hatte und wegen seinem überraschenden Rückzug während der härtesten Kämpfe im August, verstummen die Gerüchte, er sei von den Venedigern bestochen worden, nicht mehr.Das Aufgebot des Gerichtsbezirkes Hörtenberg unter dem Kommando von Hauptmann Hindelang betrug 115 Mann. Zirl stellte dabei eine Rotte von 11 Mann unter Rottmeister Gastl/Holzöppfel.

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Das Tiroler Aufgebot kämpft dabei unter dem Kommando von Friedrich Kappler, einem Elsässer, am 10. August 1487 südlich von Trient, bei Calliano, gegen ein Heer der Republik Venedig, unter dem Kommando des Condottieri Roberto di Severino erfolgreich. Das Nordtiroler Aufgebot ist dabei aber in einen Hinterhalt der Venezianischen Truppen geraten und wurde vollständig aufgerieben. Das erklärt, weshalb am Anmarschweg der Zirler Rotte unter Rottmeister Gastl/Holzöpfl Verpflegsrechnungen existieren aber nicht mehr vom Rückmarsch. Dieser Krieg, der von Erzherzog „Sigmund dem Münzreichen“ mutwillig vom Zaun gebrochen wurde, endete ohne territoriale Veränderungen. Tirol und Venedig mussten, wegen der intensiven gegenseitigen Handelsbeziehungen, an friedlicheren Verhältnissen interessiert sein. Kaiser Maximilian - Beginn der Neuzeit

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Mit der Übergabe Tirols, an den späteren Kaiser Maximilian I. beginnt ein neuer Abschnitt in der Geschichte des Landes. Das Land, das seit 1363 unter einer eigenen Linie des Hauses Habsburg regiert wurde, trat mit einem Ruck in den Mittelpunkt der weltumspannenden Politik Maximilians. Es war dies umso bedeutungsvoller, weil in dieser Zeit Veränderungen vor sich gingen, wie sie im Laufe der Menschheit ganz selten waren. Das Schießpulver gab dem Rittertum den Todesstoß. Landsknechte traten an ihre Stelle. Sie werden 1486 erstmals erwähnt. Die Erfindung des Kompass erlaubt die Eroberung der Weltmeere und die Entdeckung neuer Kontinente. Nicht minder bedeutend war die Erfindung des Buchdruckes durch Johannes Gutenberg. Damit war es möglich, den ärmeren Schichten und damit die Masse der Bevölkerung neue Ideen zu vermitteln. Die Religionskriege waren eine Auswirkung dieser Entwicklung.

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1499 - Engadiner Krieg „Schlacht an der „Calfen“ bei Glurns im Vintschgau“

 

Die Schweizer wollten schon lange nichts mehr vom deutschen Reich wissen und trachteten nach Unabhängigkeit. Die Bestimmungen des Reichtages waren den Eidgenossen zuwider, sie näherten sich deshalb an Frankreich an. Dies war für den Kaiser ein Grund mehr, gegen sie einzuschreiten. Ein Krieg mit den Eidgenossen und den mit ihnen verbündeten Graubündnern war der Tiroler Regierung nicht unlieb, denn seit Jahren lebte man mit den Graubündnern in Feindschaft. Der Landtag bewilligte dazu ein Aufgebot von 4000 Mann und lehnte selbstbewusst Friedensangebote ab.

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Im Februar 1499 stießen die Tiroler unter dem Kommando des Landeshauptmannes Leonhard von Völs, von Glurns im oberen Vintschgau, aus plündernd ins Münstertal vor und eroberten die Fürstenburg und nahmen den Bischof von Chur gefangen. Mit wechselndem Erfolg wurde auch an der Klause bei Finstermünz und am Ofenpass und in Vorarlberg bei Hard und Maienfeld gekämpft. Nach dem glänzenden Sieg der Schweizer bei Frastanz kehrt im Oberland und im Vintschgau Ernüchterung ein und man bereitet sich auf das Schlimmste vor. Man verstärkt am Arlberg, bei Nauders und bei Glurns die Verteidigungsstellungen und bietet ein 9000 Mann starkes Aufgebot auf. Das Kommando übernimmt Ulrich von Habsburg, der wie sich herausstellen wird, den fatalen Fehler begeht, seine in günstiger Lage versammelten Heerschar vor Umgehung zu schützen.

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Am 22. Mai fällt aber an der Calva, westlich des Städtchens Glurns, die Entscheidung. Das kaiserliche Heer mit 3000 Mann und das Tiroler Aufgebot von rund 9000 Mann werden dabei von den Graubündnern völlig überrascht. Die Graubündner greifen nicht, wie vermutet, vom Münstertal her an, sondern umgehen die Stellungen der Verteidiger im Tauferertal und an der Calva Brücke mit einem Teil ihrer Streitmacht. Sie wählen den Weg über das Schlinigtal bei Burgeis und fallen dadurch den völlig überraschten Tirolern in den Rücken. Die Bündner stürzen sich nun auf den in der Falle sitzenden Feind von beiden Seiten und erschlagen alles was sich ihnen in den Weg stellt. Mehr als die Hälfte des Tiroler Aufgebotes, über 5000 Mann fallen bei dieser Schlacht. Ob an dieser verheerenden Schlacht, bei der auch das Tiroler Hauptbanner von den Graubündnern erbeutet wird, ein Hörtenberger Aufgebot teilgenommen hat ist nicht belegt. Bei einer Aufgebotsstärke von 9000 Mann muss es jedoch angenommen werden.

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Die Bevölkerung im Engadin und im Vintschgau hatten die Zeche für diesen grausamsten aller Schweizerkriege zu bezahlen. Der obere Vintschgau, bis hinunter nach Schlanders, wird in eine Wüste verwandelt. Wer nicht erschlagen wurde, dem blieb nur noch, was er am Körper trug. Die ganze Gegend wurde geplündert und anschließend alle Behausungen in Brand gesteckt. Es wird berichtet, dass sich die Überlebenden von verdorrtem Gras ernähren mussten, so groß war die Not und das Elend. Die Opferbilanz dieses verheerenden Krieges lässt sich am besten dadurch ermessen: In 13 Schlachten kommen über 20.000 Menschen ums Leben und rund 2000 Ortschaften werden in Schutt und Asche gelegt. 1504 Bei der Belagerung von Kufstein, im Zuge des „bayerischen Erbfolgekrieges“ unter Kaiser Maximilian I. bewährte sich die Hörtenberger Gerichtskompanie.

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1508 bis 1516 - Venedigerkriege

 

Die Venedigerkriege waren die ersten grausamen Kriege der Neuzeit, an denen alle Mächte teilnahmen und ohne Scham die Bündnisse wechselten. Diese beinahe acht Jahre anhaltenden Kampfhandlungen waren die große Bewährungsprobe für die neue Kampftruppe der Landsknechte, an Stelle der bisher üblichen Ritterheere.

Im Verlauf der „Venedigerkriege“, die Kaiser Maximilian I. im Laufe dieser Jahre führte, wird das Tiroler Aufgebot, neben den kaiserlichen Landsknechten, mehrmals zur Verteidigung der Südgrenze des Landes aufgeboten.

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1511 - „Landlibell“

 

Das Landlibell (Wehrverfassung) ist der Endpunkt einer langen Entwicklung. In ihm wird unter Berufung auf die Landesfreiheit von 1406 festgelegt, daß Tirol im Falle eines Angriffes seine Grenzen einen Monat lang selbst zu verteidigen hat. Wesentlich war auch die Bestimmung, dass das Tiroler Aufgebot nur zur Verteidigung innerhalb der Landesgrenzen verpflichtet war und diese nicht zu überschreiten brauchte. Das „Elfjährige Landlibell“ war ein bedeutendes Verfassungsgesetz, das die Sonderentwicklung Tirols innerhalb Österreichs ermöglichte. Dieses Gesetz hat auch den Wehrwillen und die Freiheitsliebe der Tiroler ganz besonders gesteigert.

 

Da nun auch der Bürger und Bauer bewaffnet waren und ihre Waffen daheim immer griffbereit hatten, musste jede Regierung mit ihnen auch vorsichtiger umgehen als mit waffenlosen Untertanen. Die Wehrpflicht umfasste alle Haus oder Grund besitzenden Männer, den Adel und die Geistlichkeit. Die Aufgebote werden je nach Feindsgefahr nach einer bestimmten Zugsordnung zu 5000, 10.000, 15.000, 20.000 Mann erfolgen. 1519 wurde das Landlibell dahingehend ergänzt, dass im Fall der Not jeder Waffentaugliche, also auch Knechte, Dienstboten und Gesellen wehrpflichtig sind. 6000 Mann sammeln sich zur Rückeroberung der Festung Ehrenberg in Martinsbühel. Die Burg Fragenstein und die Befestigungsanlagen bei Martinsbühel werden zusätzlich befestigt.

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1524 bis 1526 - „Bauernkriege“

 

Die Bauernkriege (Michael Gaismayr) stellten das Landlibell vor die erste Bewährungsprobe. Den Tirolern wird 1526 das Waffentragen bestätigt, im übrigen Österreich verboten. Die Bauernkriege in Tirol beschränkten sich vorwiegend auf Plünderungen von Klöstern und Pfarrhöfen im Raum Brixen. Erzherzog Ferdinand I. und der Tiroler Landtag konnte diesen Konflikt größtenteils bereits 1524 durch die Erfüllung der berechtigten Wünsche der Bergknappen und der Bauernschaft beruhigen. Den Tirolern wird die „Waffenfreiheit“ erneut bestätigt, während es im übrigen Teil des Reiches streng verboten wurde. Dies ist die Bestätigung dafür, dass das Landlibell nicht von oben verordnet, sondern von den Bürgern und Bauern mitgestaltet und mitgetragen wurde.

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1526 wird in der Zuzugsordnung die Einteilung der Verteidigungsmannschaften in Vierteln eingeführt. Die Viertelkommandanten unterstanden mit ihren Mannschaften dem „Obristen Feldhauptmann“. Weiters wird festgelegt wo sich die Verteidigungsmannschaften bei welcher Bedrohung zu sammeln hatten. Auch die zahlenmäßige Stärke der auszurückenden Mannschaften wurden festgelegt. Diese Einteilung wurde aber nur für die Grenzen gegen die damaligen Feinde (Venedig, Schweizer und Türken) erlassen. Die Pässe an der Nordgrenze Tirols erforderten keine Alarmordnung, da man von den deutschen Fürsten keine Bedrohung zu erwarten glaubte.

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Vom Einfall der Schmalkalden zum 30-jährigen Krieg

 

1546 - Erster Schmalkaldeneinfall in Tirol

 

Das Unerwartete traf aber bereits nach wenigen Jahren ein. Die Schmalkalden waren ein Bündnis von Fürsten aus Thüringen, die sich mit Martin Luther und seinen Lehren solidarisierten. Das Heer dieses schmalkaldischen Bundes marschierte unter dem berühmten Feldobrist Schärtlin von Burtenbach, mit 84 Fähnlein (Kompanien) Landsknechte nach Tirol, um das Konzil von Trient zu sprengen. Ein Fähnlein bestand damals aus rund 400 Mann.


Die Aufgebote der Gerichte Hörtenberg (Telfs) und Petersberg (Silz) wurde zur Verstärkung der Mannschaften in Ehrenberg eingesetzt, trafen aber zu spät ein, da am 11. Juli die Festung in Ehrenberg, die nur mit 71 Büchsenschützen besetzt war, übergeben werden musste. Obwohl es für die Tiroler Nordgrenze keinen Organisationsplan gab, konnte binnen kürzester Zeit ein ansehnliches Aufgebot kampfbereit ausrücken. Die Aufgebote aus der Umgebung von Innsbruck, der Gerichte des Wipptales und des gesamten Unterinntales (6000 Mann) und an die 7000 Bergknappen sammelt sich in Martinsbühel zur Rückeroberung der Festung Ehrenberg (Reutte).

 

Zusätzlich werden die Schanzanlagen bei Martinbühel und Fragenstein verstärkt um ein eventuelles Vordringen des Feindes nach Innsbruck zu verhindern. Martinsbühel ist seit 1646 die Sammelstelle für die Aufgebote aus dem Unterinntal und dem Wipptal bei Feindgefahr in Ehrenberg und Scharnitz. Die Rückeroberung der Festung Ehrenberg, an der auch das Hörtenbergische Aufgebot beteiligt war, wird am 5. September erfolgreich abgeschlossen. 1548 erlebt unser Ort den Durchzug von 12.000 Mann spanischer Söldner. Um 1550 werden erstmals festliche Aufmärsche der Gerichtskompanien mit eigenen Fahnen und mit Waffen in militärischer Ordnung erwähnt.

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1552 „Schmalkaldeneinfall“

 

Moritz von Sachsen bezwingt die Festung Ehrenberg (19. Mai) im Handstreich und steht in wenigen Tagen im Inntal. Dabei wird auch das Kloster Stams geplündert. Am 22. Mai werden die Verteidigungsmannschaften der Burg Fragenstein und die Befestigung bei Martinsbühel vom Angriff der Schmalkalden völlig überrascht und können keinen Widerstand leisten. Das Hörtenberger Aufgebot ist zu dieser Zeit an der damals noch unbefestigten Grenze bei Scharnitz zur Verteidigung eingesetzt. Am 25. Mai ziehen die schmalkaldischen Truppen kampflos in Innsbruck ein. Moritz von Sachsen verlässt bereits am 29. Mai, völlig unbehelligt mit einem Floß Tirol Richtung Passau. Seine Landsknechte ziehen sich plündern über Ehrenberg (Reutte) und Füssen wieder zurück.


Die Landesverteidigung hat kläglich versagt - das Volk spricht offen vom Verrat durch die Behörden des Landes. 1553 erlässt Kaiser Ferdinand I. ein neues „Kreienmandat“ (Alarmierungsplan). Die Alarmierung erfolgt nicht mehr durch Böllerschüsse sondern durch Eilbooten und dem läuten der Glocken. 1552 hatte sich die Alarmierung durch Böllerschüsse nicht bewährt. 1556 wird der Zuzug (Aufgebot der Schützen zur Landesverteidigung) der einzelnen Gerichtsbezirke zahlenmäßig genau festgelegt und die Auswahl der Mannschaft neu geordnet.

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1605 wird in der Zuzugsordnung die Mobilisierung und die Aufmarschpläne neu festgelegt. Der Gerichtsbezirk Hörtenberg hatte dabei eine Kompanie mit 136 Mann zu stellen, die sich aus den Besitzenden der einzelnen Ortschaften zusammensetzt. Wer von den Wehrpflichtigen auszurücken hatte, wurde durch Los ermittelt. Dienstbooten, Knechte und Kleinhäusler waren nur zum Aufgebot des Landsturmes verpflichtet. Mit dieser Zuzugsordnung konnten die Angriffe der sieggewohnten Schweden im 30jährigen Krieg erfolgreich abgewehrt werden. 1611 bis 1637 Während dieser Zeit bricht mehrmals die Pest in Tirol aus.

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1624 In diesem Jahr wird erstmals urkundlich eine Fahne und ein einheitlicher Schützenrock für den Gerichtsbezirk Hörtenberg/Telfs erwähnt. 1632 Die Schweden bedrohen im Zuge des 30jährigen Krieges erstmals Tirol. Nach der Niederlage der kaiserlichen Truppen bei Breitenfeld (Bayern) im September 1631 steigt die Gefahr eines Einfalls der sieggewohnten Schweden an der Nordgrenze Tirols bedrohlich an.In aller Eile wird die gesamte Nordgrenze des Landes, vom hintersten Lechtal bis Kufstein zur Verteidigung ausgebaut. Alle nach Norden gerichteten Übergänge werden mit Schanzanlagen versehen um dem Feind ein rasches Vordringen nach Innsbruck zu erschweren. Die Regierung in Innsbruck hätte dadurch Zeit gewonnen um sich in letzter Minute nach Bozen absetzen zu können. Der Pass bei Scharnitz war um diese Zeit auch nur mit unzureichenden Schanzanlagen provisorisch befestigt, da man ja aus dem Deutschen Kaiserreich keinen Angriff erwartet hatte.


In Leutasch, Scharnitz und im Raum Seefeld werden Schanzen (Verteidigungsstellungen) gebaut und Gräben gezogen. Die Schützenschanz im Kristental stammt ebenfalls aus dieser Zeit. Es wird berichtet, dass selbst auf der Nordkette bei Innsbruck Verteidigungsstellungen angelegt wurden. Als Herzog Bernhard v. Sachsen/Weimar Tirol im April 1632 angreift, wird das Hörtenberger Aufgebot, unter dem Kommando von Peter Lang, zur Verteidigung der Festung Ehrenberg einberufen. Im Mai und Juni stehen sie im Ammerwald und beim Heiterwanger See im Einsatz. Als Ende Juli die Schweden unter General Banèr erneut angreifen, werden die Hörtenberger zur Verteidigung „der Scharnitz“ eingesetzt, wo sie noch den ganzen Herbst ihre Pflicht erfüllen (als Scharnitz wird damals die Gegend vom Zirlerberg bis Mittenwald bezeichnet).

 

In Zirl befindet sich das Proviantlager für die Verteidigungsmannschaften, das vom Zollschreiber Michael Samer, aus Zirl, geleitet wird. 1636 Erzherzogin Claudia v. Medici reorganisiert das Verteidigungswesen und teilt die „Landmilitia“ in vier Regimenter. Die Wehrfähigen werden durch Musterung ausgewählt und für drei Jahre zu Waffenübungen verpflichtet. 1646 Die Kriegsgefahr ist in Tirol wegen eines völlig überraschenden Vorstoßes der Schweden, im Allgäu ganz besonders groß. Die Gefahr eines neuerlichen Angriffs der Schweden lässt die Hörtenberger erneut in die Scharnitz zur Grenzverteidigung ausrücken. Der Gerichtsbezirk Hörtenberg wäre eigentlich (laut Zuzugsordnung) zur Verteidigung von Ehrenberg und die Stadt Innsbruck, Sonnenburg (Wilten) und der Gerichtsbezirk Wipptal (Steinach) für die Scharnitz zuständig.

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Zirler Schützen als eigene Einheit

 

Bei diesem Aufgebot, im Spätherbst des Jahres 1646 werden die Zirler Schützen erstmals als eigene Einheit bei der Verteidigung der „Scharnitz“ erwähnt. Das Jahr 1646 wird deshalb als Gründungsjahr der Schützenkompanie Zirl angenommen. Der Grund für diese eigenständige Kompanie könnte die überraschende Feindsgefahr und die dadurch verbundene entschlossene Verteidigung der Heimatgemeinde gewesen sein. Die Tiroler Landesverteidigung hat sich im 30jährigen Krieg bewährt. Die Schützen haben sich gegenüber den angeworbenen Landsknechten als verlässlicher erwiesen. Tirol ist damit von Brandschatzung und dem wahllosen Morden der Schweden verschont geblieben.

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1647 Sturmpatent für den Landsturm - wird der Landsturm (Reservemannschaften) wie schon im Landlibell von 1511 wieder eigens erwähnt. In der Zuzugsordnung des Jahres 1605 war diese nicht erwähnt worden. Die Burg Fragenstein wird als Kreifeuerplatz, festgelegt. Diese „Kreienfeuer“, was im germanischen soviel wie schreien oder alarmieren bedeutete, wurden vielfach auch als „Kreidenfeuer“ bezeichnet. Diese Signalfeuer, die an gut sichtbaren Plätze im ganzen Land bereitgehalten wurden, kündigten eine große Kriegsgefahr an. Um auf das Abbrennen dieser „Kreienfeuer“ aufmerksam zu machen wurden zusätzlich Böllerschüsse abgefeuert.


In diesen Musterungslisten des Jahres 1647 werden erstmals alle Wehrfähigen erfasst und es wird auch angeführt, welche Waffen sie im Verteidigungsfall mitbringen. In den Musterungslisten des Gerichtsbezirk Hörtenberg sind 619 wehrtaugliche Männer angeführt. Sie bilden per Los die 111 Mann starken Gerichtskompanien, die ein Monat lang Dienst zu versehen hat. 39 Mann dieser Kompanien rücken mit ihren eigenen Gewehren aus. Zirl stellte dabei 87 wehrfähige Männer. Die Gesamtstärke des Hörtenberger Aufgebotes, einschließlich des Landsturms, beträgt 769 Mann.
Namentlich werden genannt:


„Coperälen“: Martin Pruner von Zirl“
„Gemaine Knecht aus Zyrl“: „Caspar Gescheit, Christof Mader, Jacob Haßlacher, Jacob Weiß, Georg Albrecht, Leonhart ?Weistle, Hans Hopfner, Leonhart Pambgartner, Hannß Öfner, Martin Sailler, Thoman Öfner, Georg Schrot, Bartlme Lener, Iromias Schafenrat, Hanß Löfler, Hannß Gastl Miller, Matheiß Furtner“
„Schizen mit Feur Röhrn aus Zyrl“: „Thoman Obertaner, Caspar Wäckherl, Georg Lechleitner“
„Suma der Schizen mit Feur Röhrn 39 Man“
(Telfs (11), Leuitäschen (8), Ynnzing (9), Zyrl (3), Pfaffen und Oberhofen (8)
„Volgt was auf begebenten Notfahl für ain Neuer Aus- oder Überschuß gemacht“
„bewört“ und „unbewört“
„Volgen Hernach die ledigen unverheyratenen zum gewähr taugenliche personen“
aus „Telfs, Pfaffenhofen, Oberhofen, Flaurlingen, Pollingen, Ynnzing und Hätingen, Häting und Berger, Pettenau, Leuitasch, Reith, Seefeldt, Rannggen, Oberperfas“
Aus „Zyrl“ sind genannt:
Christof Nagele, Conrad Löfler, Niclauß Schaffenrat, Michael Kränbiter

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